In Gedenken an Walter Fürst alias Billy 1932–2019
7 zufällige Aphorismen laden
Alles in der Welt hat einen Sinn - bis ein Künstler es in die Hand kriegt.
Aphoristiker sind die Meister der Kunst, alles anders zu sagen.
Das Glück ist ein grosser Künstler in der Interpretation schlechter Musik.
Das Guthaben des Künstlers ist nie so gross wie das Schlechthaben des Kritikers.
Das Künstlertum ist ein Kampf um die Stehplätze.
Das sanfte Auge der Zeitlupe macht aus dem Wachstum ein Kunstwerk.
Das Ziel jeder Ausbildung ist die Kunst, Krieg zu führen ohne Soldaten.
Die Familie ist der Ort, wo die Kunst des Störens erlernt wird.
Die Kunst ergänzt, was das Leben versäumt hat.
Die Kunst sagt uns, wie lang ein Moment Ewigkeit ist.
Ein Vakuum, das gähnen kann, ist wahrlich ein Kunstwerk.
Es ist keine Kunst, gut zu sein, wenn man eine Skala im Kopf hat.
Frieden spielt man nach den Regeln der Kriegskunst.
Grosse Kunst erzählt die Krankengeschichte der Gesundheit.
Ideologie ist die Fortsetzung der Schwarzen Kunst mit zivilisatorischen Mitteln.
Im Kielwasser der Kunst fahren die Kielwasserfachleute - die Kritiker.
Kunst ist die Verwandlung einer Idee in ein Thema.
Kunst und Intellekt: das ergibt so was wie Zwölftonmusik.
Kunstbetrachtung ist das Vergnügen, sich im Gewicht zu verschätzen.
Kunstwerke sind eitel - sie lassen sich die Nase nicht vom Publikum putzen.
Lug und Trug hat niemand gern - populär sind nur ihre Künstlernamen.
Moderne Künstler schreiben die Werke ihrer Kritiker.
Philosophie ist die Kunst, das richtige Sieb zu benutzen.
Philosophie ist die Kunst, oberflächlich zu sein und tiefsinnig zu scheinen.
Ruhm erwirbt man sich durch die Kunst, plausibel zu töten.
Sobald ein Kunstwerk berühmt wird, hat die Zerstörung begonnen.
Tapferkeit ist die Kunst, Gedanken als Waffe zu brauchen.
Was für die Kirche die Mauer, ist für den Künstler die Wand.
Tugend ist die Kunst, die Natur falsch zu interpretieren.
Künstler ist jeder, der sich mit Raum und Zeit einigt.
Kunst: die Rache des Unverkäuflichen.
Kunst ist das unerklärlich Gute an einem missratenen Werk.
Geld und Geist sind die zwei Fauteuils der Kunst.
Gebt dem Tod ein Sujet, und er arbeitet als Künstler.
Form und Inhalt: die zwei Möglichkeiten, Kunst zu korrumpieren.
Es gibt nur eine wirkliche Kunst: am Morgen mehr zu sein als am Abend.
Es gibt in der Kunst keinen Start keine Mitte kein Ziel, sondern nur die Not der Vollendung.
Ende gut, alles gut - ich fürchte, das gilt nur für Kochkünstler.
Echte Kunst zeigt nicht das Leben - sie zeigt, wie Leben entsteht.
Die Kunst verdanken wird der Respektlosigkeit unserer Sinne.
Die Kunst ist die Stätte, an der sich Tat und Wahrheit begegnen.
Die Kunst hat die gleichen Sorgen wie die Wirklichkeit - doch sie hat sie erst morgen.
Die grosse Sorge des Lebenskünstlers ist die Platzierung des Publikums.
Die Geschichte ist zu lange künstlich ernährt worden.
Der Schlaf ist der einzige Künstler mit vollen Auftragsbüchern.
Der Künstler: der Impresario der Notwendigkeit.
Der Künstler macht die Stille zum ständigen Mitarbeiter.
Der Kunst ist es gelungen, den Glauben zu privatisieren.
Der gute Wille: das Ersatzwort für Kunstdünger.
Der Fluchtweg aus der Kunst: das Geld.
Denken nennt man die Kunst, sich selber zu testen.
Das Paradepferd der Kunst heisst Variante.
Das Leben ist Handwerker - der Tod ist Künstler.
Das Idol aller bildenden Künstler ist der Mann mit dem Hammer.
Aphorismen sind die Kunstwerke des Augenblicks.
Der Künstler tut sich ein Leid an, das mit Schmerz nichts zu tun hat.
Es gibt Künstler, die nichts anderes tun, als Geist und Seele zu plagen.
Ich bewundere nur Werke, die auf die Mitwirkung des Künstlers verzichten.
Illusionen sind die Rädelsführer der Künste.
In der Kultur ist die Kunst König – im richtigen Leben ist sie der Narr.
In der Kunst werden Krankheiten auffallend schnell zur Epidemie.
Kultur ist für Gourmands gemacht – Kunst für Geniesser.
Kunst ist wählerisch: entweder Werke – oder Wirkungen.
Kunst mal Kunst gleich Brechreiz.
Künstler sind Hautverwandte.
Künstler sind Leute, denen die Lebenslüge gelingt.
Künstlertum ist eine Doktrin – die Doktrin des ewigen Laien.
Man muss den Zufall nur richtig verpacken, und das Kunstwerk ist fertig.
Die Dichtkunst ist in aller Stille verstorben – nicht mal der Tod ist ihr letztlich gelungen.
Kosmetik ist die Kunst, den Kosmos zu schikanieren.
Mit dem Leben und Sterben der Leute finanziert man die Kunst.
Wenn die Perspektive das Rennen gewinnt, ist schon wieder ein Kunstwerk misslungen.
Als Künstler möchte man formen – doch das a priori schlägt alle Gestalten kaputt.
Wenn Politik eine Wissenschaft ist, dann ist Sport eine Kunst.
Nenne mir einen Künstler, der unsere Energie nicht für seine Zwecke missbraucht.
Nichts kann Ästheten so sehr begeistern wie die pathologischen Aspekte des Künstlers.
Aphoristiker sind Meister in der Kunst, die Meister der Kunst zu verspotten.
Die Kunst des Gefangenen: hungern.
Zweifel: das ist das Misstrauen in die Rechenkünste der Wahrheit.
Artist: so nennt man die Tagelöhner unter den Künstlern.
Der Künstler soll vorzeichnen, unterzeichnen der Staatsmann, bezeichnen der Forscher – doch zeichnen wollen wir selber.
Der Künstler verkauft uns sein Minus als Plus.
Der Tod der Kunst lässt sich durch Vernissagen beliebig verlängern.
Ihr Künstler opfert euch auf? Na endlich!
Das Highlight der Demokratie ist die Kunst der Verpackung
Gegen die Themen des Tages sind alle Künste umsonst.
Ach was! Unseren Künstlern fehlt nicht das Geld, sondern die Ausbildung in einer nützlichen Sparte.
Aphoristik: das ist die Kunst, aus dem Nichts heraus Münzen zu prägen.
Bildende Kunst: das könnt ihr vergessen. Oder euch einbilden.
Das Lied ist das Kunstwerk, das sich am leichtesten fälschen lässt.
Der Aphorismus: ein Hungerkünstler im Reich der Intelligenz.
Der Ästhet schätzt an der Kunst, dass sie alt wird, ohne schlecht über die Zukunft zu sprechen.
Der geborene Künstler hört nie auf mit der Arbeit – er drosselt bloss die Perfektion.
Der grosse Künstler hasst die Form – er tut alles, um sich von der Tyrannei der Struktur zu befreien.
Der Tarifkonflikt in der Kunst hat Folgen: man hat die Arbeit entlassen.
Der Teufel hat eine Sänfte bestellt - er hat genug von unseren Fahrkünsten.
Die Kunst ist ein Weg, auf dem wir permanent uns selber begegnen.
Es gibt Krankheitskünstler, vor denen wir Ärzte den Hut ziehen müssen.
Hollywood schummelt: die Sterne auf dem Walk of Fame sind nicht den Künstlern gewidmet, sondern dem Tod.
Ich bin Hungerkünstler, sagt der Staatsmann, ich diene dem Reichtum.
Kunst ist eine eigenartige Branche: sie produziert erst nach dem Verbrauch.
Kunst oder Wissenschaft, Industrie oder Philosophie – der Unterschied ist belanglos, denn sie haben den gleichen Arbeitnehmer: die Seele.
Der modernen Kunst ist es gelungen, aus Appetit Hunger zu machen.
Die Arbeitsplätze in unserem Hirn verdanken wir der Kunst des Vergessens.
Die Kunst kann alles - nur nicht beissen.
Die Kunst klammert sich an die Zeit. Was ist daran so ästhetisch?
Die Kunst macht das Leben zum Arbeitsplatz. Und den Tod zum Geschäftsführer.
Die Kunst, berühmt zu werden, beginnt im Exil.
Die Mode koloriert die Einfälle des Zufalls und verkauft sie als Kunst.
Die Natur der Naturfreunde ist mir zu keusch und die der Künstler zu geil.
Es gehört zur Natur des Menschen, dass er «Kunst» sagt, wenn er nichts mehr versteht.
Es gibt die Kunst des Kartenspiels und die Kunst des Regierens. Es gibt Millionen von Spielern und, gottlob, nur eine Regierung.
Es ist keine Kunst, mit Wörtern zu spielen, wenn das Publikum fehlt.
Kreativität gehört ins Wettbüro und Kunst auf die Rennbahn.
Pilotieren ist die Kunst, eine Linie zu fliegen und keine Strecke.
Was du nicht erlebt hast, ersetzt dir der Künstler.
Wer schöner erwacht, hat die Kunst des Schlafens begriffen.
Die Geschichte lehrt uns, dass Räuber und Diebe fast alles können; fast: denn wer alles kann, nennt sich Künstler.
Die Kunst hat ein Haltbarkeitsdatum. Der Homo sapiens nicht.
Die Kunst ist das Eldorado für Leute, die es nicht geschafft haben, wie alle andern zu denken.
Die moderne Kunst tut alles, um alt zu werden, solange sie jung ist.
Kunst ist nie harmlos, denn sie wird von einem Monstrum begleitet: der Schöpfung.
Gefühl mit Gefühl zu bekämpfen - das ist eine Kunst, die nur Weibern gelingt.
Geist am Arbeitsplatz: das ist so selten wie Turbinen in der Kunstgalerie.
Grosse Kunst kann alles – ausser: Kritiken schreiben.
Das Kochbuch für Machthungrige ist der Tranchierkunst gewidmet.
Einst war die Poesie das Mekka der Seelenheilkunst; die Praxis heute: Psychiatrie ist eine Wallfahrt zur Prosa.
Im Gepäck des Künstlers logiert ein Untermieter: die Öffentlichkeit.
Im Weltall sind wir ein Klecks; ja freilich: Kunsthändler sollte man sein!
In der Philosophie herrscht ewiger Sommer. Schnee gibt es dort keinen; aber mächtig viel Kunsteis.
Ironie ist die Kunst, im Voraus zu wissen, was man später bereut.
Ist es zu viel verlangt von der Kunst, dass sie uns nicht bloss Rechnungen schickt, sondern auch mal ’ne Quittung?
Kaum ist man wer in der Kunst, ist man schon reif fürs Museum.
Kunst ist das Lottospiel mit dem höchsten Jackpot auf Erden: der Schöpfung.
Kunst ist die Sucht, sich selber nicht zu kopieren.
Künstler machen immer und ewig dasselbe: sie stehlen der Religion die Klienten.
Künstler und Patrioten trinken etwa gleichviel - man sollte sie per Liter bewerten.
Politik ist die Kunst, Probleme dort liegen zu lassen, wo sie schon sind.
Der Schmerz ist eine Attacke auf die Kunst der Versöhnung.
Die höchste aller Künste ist die Herrschaft über die Tiefe.
Gib dem Künstler ein Thema, und er wird dich lebenslang hassen.
Grosse Kunst kann alles; besonders gut kann sie schlechtes Latein (hocus pocus fidibus).
Hinter den Fassaden der City versteckt sich der Hass auf unsere Beobachtungskünste.
Kaum steigt der Intellekt in die Hosen, droht er uns mit der Kunst des Marschierens.
Wenn der Künstler sich künstlich ernährt, hat er sein Dienstalter erreicht.
x ist die weltweit mächtigste Grösse - x ist das fixe Kaliber der Staatskunst.
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