In Gedenken an Walter Fürst alias Billy 1932–2019
7 zufällige Aphorismen laden
Das Purgatorium des Denkers: der Geist.
Das Wahre geschieht im Geiste und ist doch wie getan.
Dem Gedächtnis der Materie sagen wir Geist.
Der Geist im Haus erspart den Klabautermann.
Der Geist Preussens verbringt seinen Urlaub in unseren Köpfen.
Der Geistreiche hat arg unter den Kränkungen zu leiden, die niemanden und alle betreffen.
Der Geistreiche liebt das Dunkle - und das Dunkel erwidert die Liebe.
Der Irrtum ist der gute Geist des Aphoristikers.
Der Marktplatz für geistige Werte ist seit eh und je in der Hand der Dämonen.
Der Nährgeist der germanischen Kultur ist der Nonsens des Wollens.
Der Philosoph redet nicht von Mensch zu Mensch, sondern als Geist zu Gespenstern.
Die geistreichste Revolution ist die Revolution der Säufer und Schlemmer.
Die guten Geister sind klüger geworden - sie melden sich nicht mehr freiwillig.
Die Kultur ist das Gespenst, das vom Geist übrig geblieben ist.
Die Staatsform der Geistreichen: Melancholie.
Die Trinität hat Konkurs angemeldet - der Geist war pleite.
Elendsviertel sind das geistige Eigentum der Kirche.
Es war zu befürchten, dass der Geist uns fristlos kündigen würde.
Geist ist Verarbeitung von Leerstellen.
Geist: das ist das Ding mit den zwei Seiten, die man ständig verwechselt.
Geist: das ist das Himmelreich der zu billig gewordenen Wahrheiten.
Geist: das ist eine Seele, die reden gelernt hat - eine Seele mit Vokabular.
Geist: so nennt man die Erbkrankheit der Materie.
Geistiges ist ohne geöffnete Hände nicht zu begreifen.
Geistreiche Gespräche haben den Sinn, den Unsinn erträglich zu machen.
Ich fürchte, unser Geist stammt aus dem Mittelalter und unsere Seele aus der Antike.
Im Reich des Geistes fehlt mir die Küche.
Kirche: das ist ein Glaube, der heiratet und ein Geist, der Kinder hat.
Macht ist eine relativ geistvolle Form des Hungers.
Man kann nicht geistreich sein ohne Programm.
Manche Seele würde gerettet, wenn wir mehr Materie wären und weniger Geist.
Politiker arbeiten immer, denn während der Pause sind sie geistig tätig.
Psychologie ist der geistreiche Umgang mit den Problemen der anderen.
Was wir Literatur nennen, ist die Folklore der Geistreichen.
Wenn der Geist den Koffer gepackt hat, ruft er den Träger.
Wenn der Geist Hunger hat, schlachtet er den nächstbesten Moment.
Wenn Gedanke und Gefühl sich insgeheim unterhalten, spricht der Fachmann vom Geist.
Wer sich frontal zur Kirche stellt, gilt als schräger Geist.
Wo vorher die Seele sass, sitzen jetzt Psyche und Geist und streiten um die bessere Aussicht.
Der Körper scheut kein Risiko, der Geist ist bei der Angst versichert - und die Seele zahlt die Prämie.
Schwach werden im Fleisch, bedeutet sündigen; stark werden im Geist, heisst erkennen - beides zusammen ergibt das Fitnessprogramm der Kirche.
Wir bewundern die Antike: sie hat den Markt erfunden und ist trotzdem geistreich geblieben.
Wer geistreich ist, muss auf ein paar Sinnesorgane verzichten.
Wann war der Lärm zum letzten Mal geistreich?
Von guten Geistern erwarten wir, dass sie das Einmaleins fliessend beherrschen.
Not und Elend sind das geistige Eigentum der Kirche.
Literaten sind Leute, die uns mit Dosengeist füttern.
Im Moment der Entscheidung ist nur einer geistreich genug: der Reflex.
Ich sitze gern unterm Dach. Auch geistig.
Hass tötet den Geist, und Liebe macht ihn wieder lebendig.
Gib dem Geist eine Fackel, und er wird zum Vandalen.
Geld und Geist sind die zwei Fauteuils der Kunst.
Geld und Geist haben eines gemeinsam: Einsilbigkeit.
Geistreich ist, wer den Sand im Getriebe versteht.
Geistig nennen wir Eigenschaften, die kommerziell versagt haben.
Geist nennen wir das Wagnis der Untätigkeit.
Es gibt seelischen Quark und geistigen Käse. Und die Kuh dazu ist verschollen.
Die guten Geister der Vergangenheit sind stellenlos - man könnte sie engagieren.
Der Roman ist der geistige Vorfahre des Wetters von gestern.
Der Patron der Begeisterung ist an einer Überdosis gestorben.
Der modernen Welt fehlen Geister und Dämonen, die den Führerschein haben.
Der Markt für geistige Rückkehrer: die Kirche.
Der Körper will sitzen - der Geist möchte gehen.
Der gute Geist des Aphoristikers: das schlechte Gewissen.
Der geistige Vater aller Gespräche ist die Not, etwas sagen zu müssen.
Der Geist wird erst tätig, wenn die Arbeit getan ist.
Der Geist hat keine Ahnung, wo er gestern gegessen hat.
Das Lebensziel der Geistreichen: nicht aussterben.
Das Lächeln ist zu geistreich, um dem Lachen zu widersprechen.
Das Fieber bringt die Verfehdeten wieder zusammen: Seele, Körper und Geist.
Das Ambulatorium für neugierige Geister: die Zeitung.
Alles wandelt sich, nur nicht der Geist alter Filme und junger Schauspieler.
Die guten Geister sind selten geworden: der Verstand hat sie disqualifiziert.
Es gibt Künstler, die nichts anderes tun, als Geist und Seele zu plagen.
Grosse Geister erkennt man daran, dass sie auf Effekte verzichten.
Wenn Geld und Geist sich begegnen, haben wir schon wieder ein neues Problem.
Poetisch nennt man Texte, die dem Geist der Zeit schmeicheln.
Realität nennen wir den Teil der Welt, der uns den Geist Gottes erklärt.
Sätze, die mit «Ich» beginnen, sind typisch für Leute, die ein Problem haben mit dem Geist der Demokratie.
Schweigen ist das geistreichste Erzeugnis der Atmung.
Wenn der Geist ein Problem hat, recherchiert er niemals im Herz.
Wenn der Geist Hunger hat, frisst er gleich alles.
Wenn Liebe und Geist sich verheiraten, gibt es platonische Kinder.
Nichts kann Ästheten so sehr begeistern wie die pathologischen Aspekte des Künstlers.
Wenn der Zweifel Probleme hat, findet er im Glauben einen geistesverwandten Kollegen.
Auf dem Gipfel des Lebens ist man in der Regel geistig schon tot.
Der billigste und geistreichste Spass war schon immer das Staunen.
Der Geist der Zeit tut sich verdammt schwer mit dem Zeitgeist.
Der gute Geist der Staatsdoktrin ist der Schlaf der Gerechten.
Glückliche Menschen eignen sich nicht für literarische Zwecke; man hält sie für geistige Zwerge.
Seelen misst man nicht. Man misst nur den Geist.
Sokrates hat alles getan, um uns fürs Nichts zu begeistern.
Das beste Mittel gegen geistige Mängel ist eine echte Blessur.
Das Geistreiche verhält sich zum Geist wie die Reflexion zum Reflex.
Der Aphorismus lehrt uns, wie man geistreicher prügelt.
Wer geistreich sein möchte, muss den Wohnsitz seiner Gedanken vergessen.
Begeisterung ist die Mutter aller persönlichen Pleiten.
Das Leben ist nicht geistreich - und es ist taktlos genug, davon ständig zu sprechen.
Wir wollen hoffen, dass der Geist uns gelegentlich mitteilt, wann er vom Staatspräsidenten empfangen sein möchte.
Denkt daran: die Begeisterung kann Herzen versetzen, doch sie arbeitet auch nur mit Schaufel und Spaten.
Der demütigste aller Entschlüsse: weggehen und wegbleiben, auch geistig.
Der Eigenwert der Tat ist das Produkt von Länge mal Geist.
Der Geist ist keine Gabe Gottes, sondern das Mitbringsel der Armut.
Der Geist ist niemals allein - er hat zwar kein Land und kein Volk, aber er hat eine Welt.
Der Geistreiche liebt es, am Morgen zu schummeln, über Mittag zu bummeln und abends zu fummeln.
Der Schwachsinn hat ein Organ mehr als der Geist: den Sinn für den Frieden.
Der seelische Knackpunkt heisst Krise - der geistige Lösung.
Die Philosophie hatte ein paar Affairen zu viel mit dem Geist aus der Flasche.
Für vergeistigte Leute ist jeder Genuss eine existenzielle Bedrohung.
Im Moment der Entscheidung geht der Geist am liebsten aufs Klo.
Wenn die Teller leer sind, erscheint in der Regel der Geist.
Begeisterung trommelt, Geselligkeit klimpert, Fröhlichkeit lärmt - und im Hintergrund spielt die Narrenmusik.
Das Theater der Materie nennen wir Geist.
Dem Geist die Stange halten - das ist das A und O der Philosophie.
Der heikelste Punkt unserer geistigen Laufbahn: später.
Die Franzosen sind das einzige Volk, das keinen Unterschied macht zwischen Gabel und Geist.
Die geistreichste Allüre ist der Verzicht auf den Krieg der Ideen.
Es gibt zu wenig Geistliche, die unter dem Hemd noch was tragen.
Geistreich ist, wer auch plaudern kann, wenn keiner ihm zuhört.
Geld hat keine grosse Lebenserwartung - es geht ihm gleich wie dem Geist.
Phlegmatiker sind begeisterte Anhänger der organisierten Geduld.
Seele: das ist das Hotel, in dem der Geist gern übernachtet.
Über Leben und Tod entscheidet nicht der Reflex, sondern die Harmonie von Körper und Geist.
Begeisterung ist wie Vielweiberei: plötzlich hast du nicht nur eine Idee, sondern ein paar Dutzend im Haus.
Das Mentale wird überschätzt: der Geist ist ein merkantiles Fiasko.
Dem Geist geht es gut – Schiffbrüchige sind ja eh gegen fast alles immun.
Den Geist füttert man nicht mit Wasser und Heu, sondern mit dem eigenen Fleisch.
Das sind die zwei Leutnants der Täuschung: Ungeist und Geist.
Die höhere Mathematik hat einen geistreichen Vorfahren: das Gleichnis.
Geist am Arbeitsplatz: das ist so selten wie Turbinen in der Kunstgalerie.
Geist ist das Element, das in keinem Getränk je gefehlt hat.
Geistreich sind viele - vor allem die Minimalisten.
Geistreiche Leute grapschen zu oft; das ist sozusagen ihr Vita Parcours.
Gespenster arbeiten im Estrich, Dämonen im Schlafzimmer und der Geist in der Küche.
Gold und Geist sind sich ähnlich: Sauerstoff mögen sie nicht.
Ich ziehe den Hut vor Leuten, die geistreich bleiben, wenn sie mit einem Politiker reden.
Was der Staat nicht getan hat: das ist das Hauptmotiv aller geistlosen Reden.
Geist ist, was wir immer schon hatten, aber nie wirklich mochten.
Geistreich sein ist nicht schwer - geistreich bleiben schon eher.
Schulpolitik ist wie schläfriges Bowling: zehn Kegel gegen einen Mann, der geistig nicht mehr viel hergibt.
Seid wehrhaft: lasst euch vom Geist der Zeit nicht verprügeln!
Wenn die Zeit gesiegt hat, bleibt der Geist ein paar Tage im Bett.
Wer auf die Gerechtigkeit setzt, ruft nach dem Geist von Las Vegas.
Wer gut gähnen kann, hat gegen den Teamgeist gesiegt.
Zwischen Körper und Geist gibt es ein drittes: die Medien.
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